Reallabor JenErgieReal beim Digital-Gipfel präsentiert
Ein regelrecht begeisterter Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, spannende Gespräche mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und viele interessierte Besucher am Info-Stand: Das Projektteam JenErgieReal blickt auf zwei sehr erfolgreiche Tage im Rahmenprogramm des 16. Digital-Gipfels der Bundesregierung in Jena zurück. Auf dem „Markt der digitalen Möglichkeiten“ präsentierten die Team-Mitglieder ihr Reallabor der Energiewende.
Das Ende 2022 gestartete Projekt sucht nach konkreten Lösungen für eine erfolgreiche Energiewende in Städten. Ziel ist es, den durch die gleichzeitige Energie-, Wärme- und Verkehrswende steigenden Strombedarf intelligent zu decken. Kern des Projektes ist der Aufbau eines virtuellen Kraftwerks. Dieses soll Erzeuger, Verbraucher und Speicher von Strom und Wärme aus den Sektoren Wohnen, Gewerbe und Verkehr verknüpfen und in Echtzeit steuerbar machen – abhängig von der jeweiligen Stromverfügbarkeit im Netz. Damit soll ein teurer und in urbanen Räumen nur schwerlich umsetzbarer Netzausbau weitgehend vermieden werden. So kann Digitalisierung die Energiewende in Städten bedarfsgerecht und bezahlbar gestalten.
Das breit angelegte Verbundprojekt vereint Energieversorger und Netzbetreiber, Kommune, Industrie, Wohnungswirtschaft, Wissenschaft und einen Sozialverband. Konkret sind die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck, die Stadtwerke Jena Netze und Thüringens größter Vermieter jenawohnen dabei, außerdem die Stadt Jena, die Westsächsische Hochschule Zwickau (WHZ), die Ernst-Abbe-Hochschule Jena, der AWO Regionalverband Mitte-West-Thüringen sowie BRUNATA-METRONA.
„Digitalisierung ist ein Schlüssel zum Gelingen der Energiewende“, betonte Stadtwerke-Geschäftsführer Tobias Wolfrum beim Besuch von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Messestand von JenErgieReal. „Wir wollen die vorhandene Energie besser nutzen und dafür die Verbräuche bis hinunter auf die Ebene der einzelnen Wohnung ganz gezielt steuern – abhängig von der jeweiligen Last im Stromnetz. Und wir wollen das in Echtzeit tun, denn nur so wirken unsere Maßnahmen netzdienlich“, erläuterte Wolfrum dem äußerst interessierten Minister.
Dass solche Digitalisierungsmaßnahmen wirken, konnten die Partner bereits im Projekt „Smartes Quartier Jena-Lobeda“ zeigen. Dort konnten in einem DDR-Plattenbau allein durch eine digitale Heizungssteuerung und die Dämmung von Fugen und Kellerdecken 30 Prozent an Wärmeenergie eingespart werden. Die Heizungssteuerung ist eine Gemeinschaftsentwicklung von BRUNATA-METRONA und der WHZ. JenErgieReal erweitert den Fokus nun über den Wärmesektor hinaus auf die städtische Stromversorgung und erhofft sich dort ähnlich große Einspareffekte. „Machen Sie es groß“, gab der Minister den Projektpartnern mit auf den Weg. „Und sorgen Sie dafür, dass noch mehr Städte von diesen beeindruckenden Ergebnissen erfahren.“
JenErgieReal war 2019 eines von 20 Gewinnerprojekten im Ideenwettbewerb Reallabore der Energiewende. Neben der Umsetzung des virtuellen Kraftwerks sowie der Errichtung von thermischen und elektrischen Großspeichern gibt es weitere Projektschwerpunkte. Dies sind v.a. die sozialwissenschaftliche Forschung zur Akzeptanz von Energiewende und Digitalisierung, die Ableitung von städteplanerischen Erkenntnissen und das regulatorische Lernen, um Verbesserungspotenziale im aktuellen Energierecht zu identifizieren.
Aktuell laufen für das Reallabor der Energiewende JenErgieReal die Machbarkeitsanalysen und die Konzeption von Prototypen. Die konkrete Umsetzung vor Ort in Jena ist für 2025 geplant. 2027 sollen die Ergebnisse vorliegen. Das Projektvolumen für Forschung und Investitionen beläuft sich auf mehr als 41 Mio. Euro. 20,4 Mio. Euro davon stammen aus Fördermitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Geplant sind vor Ort in Jena Investitionen von über 17 Mio. Euro, u.a. für den Bau von Großspeichern für Strom und Wärme sowie von Erzeugungsanlagen für erneuerbare Energien.
Weitere Informationen unter www.jenergiereal.de